Text: Astrid Amelungse-Kurth, Foto: ©Andrea Jaksch
Forschende der Malerei
Die Künstler Sandra Kolondam und Klaus Soppe präsentieren romantische Werke
Höhenrain – „Unser Atelier ist ein Malertraum. So wie man es sich wünscht.“ Das sagen Sandra Kolondam und Klaus Soppe über den Blick auf den Eichelberg, der bei den Höhenrainern als „Blick in die Ewigkeit“ gilt. Die beiden Künstler leben und arbeiten seit zwei Jahren am Ortsrand von Höhenrain in unmittelbarer Nähe vom Starnberger Brauhaus und dem Weinhandel „World of Wine“. An diesem Wochenende präsentieren sie ihre Werke anlässlich der Weinverkostung im Eventraum H4 von „World of Wine“. Außerdem sind sie im Herbst bei der Kunstmeile in Wolfratshausen vertreten. Lange haben die beiden ein Atelier gesucht. Nun liegt ihr 180 Quadratmeter großes Malerparadies am Dorfrand, „in die Natur eingebettet“, sagt Kolondam freudig. „Es ist alles da, was man zur Inspiration braucht.“ Ihr Lebenspartner Soppe, der in der Eifel auf dem Land aufgewachsen ist, sagt: „Ich habe mich sofort zu Hause gefühlt.“ Kürzlich hat das Duo über 100 Bilder nach Heilbronn verschickt, wo es bis Mitte Juli auf dem Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung auf vier Ebenen seine erste gemeinsame Ausstellung präsentiert – ein Höhepunkt ihrer Künstlerkarrieren. Beide verstehen sich als Forschende der Malerei. „Farben sind für mich wie ein Orchester. Von der Malerei bin ich Romantiker“, sagt Soppe. Der Kunstmaler, der an der Akademie der bildenden Künste München studierte und seine Ausbildung als Meisterschüler bei Prof. Robin Page abschloss, hat mit seinen fotorealistischen Stadtstreicherbildern Ende der 1990er-Jahre Aufmerksamkeit erregt. Seit der Jahrtausendwende beschäftigt er sich zunehmend mit der Farbwirkung, deren Strahlkraft und Farbintensität, die er in den jüngsten Landschaftsbildern durch einen gestrichelten Bildauf bau in Komplementärfarben steigert.[/vc_column_text][vc_empty_space][/vc_column][vc_column width=”1/2″][vc_column_text]Seine Acrylmalerei ist weder gestisch noch expressionistisch, sie wächst vielmehr durch das Nebeneinandersetzen der kalkulierten und disziplinierten Pinselstriche. Das verlangt einen behutsamen Umgang mit Farben, um neue atmosphärische Klänge entstehen zu lassen. Die großformatigen abstrahierten Landschaften erhalten Raumtiefe und Weite, ihre Bildmotive schweben gleichsam über dem Bildhintergrund, der sich aufzulösen scheint. Mit zunehmendem Abstand des Betrachters erlangt das Bildgeschehen eine dreidimensionale Wirkung. Auch Kolondam versteht sich als Romantikerin. Die Meisterschülerin bei Rosa Loy und Schülerin von Markus Lüpertz arbeitet „wegen der Haptik“ in Öl und trägt in ihren großformatigen Gemälden die Farben pastös und dick auf. Es sind hyperreale Arbeiten, die durch ein sensibles Farbgespür bei einer oft künstlich wirkender Farbgebung überzeugen. Meist sind sie in kühlen Pastelltönen gehalten, finden aber durch warme Farben zu einem harmonischen Ganzen. Souverän fügt die Künstlerin auch sich scheinbar widersprechende, realistisch gezeichnete und gemalte Bildmotive zu einem dynamischen, stimmigen und ausgewogenen Bildgeschehen zusammen. Widersprüchlichkeiten dieser Welt existieren in der Bildwelt der Künstlerin gleichberechtigt und friedfertig nebeneinander. Dass es ein Konstrukt ist, das zeigt die artifizielle Farbgebung.
ASTRID AMELUNGSE-KURTH
für Münchner Merkur