Luxuriöse Großformate - I von III Beiträgen

Luxuriöse Großformate - I von III Beiträgen

Drei Werke – drei Geschichten

In einer kleinen Folge von Ausführungen stelle ich euch drei meiner großformatige Malereien vor.
 Die erste zeigt eine Schlüsselszene aus einem der ältesten und bekanntesten Liebesdramen:

Amor und Psyche

Warum dieses Thema?
Liebe, Zweifel, Neid und fast ein Mord

Kein Hollywood-Regisseur hätte diese Geschichte spannender schreiben können, wir kennen sie alle oder haben zumindest schon einmal von ihr gehört: Amor und Psyche.
Wusstet ihr, dass diese Geschichte eine Erzählung in einer Erzählung ist? Apuleius von Madaura schrieb die „Metamorphosen“ oder „Der goldene Esel“ – so der eigentliche Titel des Romans – vermutlich in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., also um das Jahr 160 - 170 n. Chr.. Das Werk ist das einzige vollständig erhaltene lateinische Romanwerk der Antike und enthält autobiografische sowie mythologische Elemente.
Es besteht aus einer Mischung aus Abenteuer-, Satire- und Allegorie-Elementen und ist besonders bekannt für die eingeflochtene Erzählung „Amor und Psyche“.
Dieses Paar ist in der Kunstgeschichte unzählige male – auf Leinwand gemalt oder in Marmor gehauen – interpretiert worden, u. a. von Wilhelm-Adolphe Bouguereau, Antonio Canova, Auguste Rodin und vielen weiteren. Immer im Stile der Zeit und, in den meisten Fällen, als Paar klar sichtbar.

 

Warum diese Szene
2021 hatte ich zum ersten mal die Idee, dieses klassische Thema neu zu interpretieren. Nach zahllosen Skizzen, Detailzeichnungen und einer Farbstudie, begann ich Anfang Juni 2021 mit der Umsetzung auf Leinwand.
Die Malerei interpretiert den kurzen Augenblick höchster Anspannung und Zweifel, in dem Psyche die Wahrheit ihres Herzens und die Lüge ihrer Schwestern erkennt und im gleichen Augenblick, das gegebene Versprechen an ihren Geliebten bricht.
Sie hält in ihrer linken Hand die Öllampe, die einzige Lichtquelle in der Szenerie. Mit der rechten Hand, in der sie auch das Messer hält, hebt sie vorsichtig das Tuch, dass ihren Geliebten zugedeckt hielt. Im Gegenlicht erkennt man die Silhouette des Messers. Psyches Blick fällt nach rechts unten auf ihren Geliebten Gott Amor. Der Betrachter der Szenerie ist von Psyches Blick ausgeschlossen und kann den zweiten Anwesenden nur erahnen.
Psyche war eine von drei Schwestern, die schönste der Dreien, so schön, dass sich selbst ein Gott in sie verliebte. Nach dem ihre beiden Schwestern von der Liebschaft Psyches erfuhren, waren sie voll Neid und Eifersucht. Es gelang den beiden Schwestern Zweifel in Psyches Herz zu säen und drängten sie Amor in der Nacht zu töten, er sei in Wirklichkeit ein Monster. Ihr Plan ging auf und Psyche, die ihren Geliebten bis dahin nie sah, zweifelte und schenkte ihren bösen Schwestern Glauben. So kam es zu dieser Szene in der Nacht, in der sie ihren Geliebten töten wollte.

Warum diese Interpretation?
Wer die Geschichte kennt, kennt auch die hier dargestellte Szene.
Bewusst habe ich nur einen der beiden Protagonisten – Psyche – dargestellt. Denn, selbst Psyche hatte ihren Geliebten erst bis zu diesem schicksalsträchtigen Moment nie sehen können. Amor nahm der sterblichen Psyche das Versprechen ab, ihn nie sehen zu dürfen. So trafen sich beide nur Nachts und Psyche konnte nur ihren verbliebenen vier Sinnen trauen, Gefühl, Geruch, Gehör, Geschmack. Allein dies reichte aus um Psyches Herz zu überzeugen, so dass sie sich unsterblich in Amor verliebte.
In allen bekannten Interpretationen sind beide Protagonisten der Geschichte zu sehen.
Um einen wesentlichen Inhalt der Erzählung gerecht zu werden und um einen Spannungsbogen zu erzeugen, habe ich bewusst auf die Abbildung Amors verzichtet. Der Betrachter kann die Schönheit Amors nur ahnen – und ich wäre ihr in meiner Interpretation vielleicht nie gerecht geworden.
Durch den flimmernden Hintergrund, der in Komplementärfarben strukturiert ist, wird die Szenerie scharf begrenzt und tritt für den Betrachter deutlich nach vorne, die Malerei erhält eine dreidimensionale Wirkung.

Warum dieses Format?
Das 'Thema' des Motivs.
Die eindrückliche Atmosphäre bietet viel Interpretationsspielraum und somit auch ein Gleiches an Raum. Sicher funktioniert das Motiv auch sehr gut im Kleinen aber in diesem Fall unterstreicht das Format die intensive Ausstrahlung des Moments und der Betrachter kann in die Szene eintauchen.

Mit einer Seitenlänge von 180 x 120 cm gehört diese Malerei zu den Großformaten. Ein großes Bild benötigt auch eine große Wand, so eine weitläufige Meinung. Dies ist nicht immer zutreffend, denn große Bilder wirken an kleineren Wänden wie ein Fenster. Sie schließen die Wand förmlich auf, vereinnahmen den Blick im Raum und schaffen einen 'Ausblick'. Großformate wirken ruhig, sie strukturieren den Raum und unterstreichen das Interieur.

Und das Happy End?
Ach ja … die drei bösen Schwestern starben und aus der Liebe von Amor und Psyche ging eine gesunde Tochter hervor: 'Volubta' – die Wollust.

Im kommenden Newsletter
stelle ich euch eine weitere großformatige Malerei und ihre Besonderheiten aus der Serie 'Drei Werke – drei Geschichten' vor:
"Geschlagenes Holz"
aus dem Jahr 2022

Bis dahin, viele Freude beim Entdecken!
Euer Bildermaler,
Klaus

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